Der Meister
Mein Meister Zanrelot wurde im Jahr 1527 als Franz Olte geboren. Sein Vater war der Bürgermeister Wullenwever, seine Mutter dessen Magd. Im Jahr 1537 wurde Wullenwever geköpft und gevierteilt, wegen angeblichem Verrat. Franz Olte, der damals erst 10 Jahre alt war, hatte schon immer besondere magische Fähigkeiten. Nach dem Tod seines Vaters nahm ihn der „schwarze Abt“ bei sich auf und lehrte ihn die Kunst der schwarzen Magie. Franz Olte, der sich nun Zanrelot nannte, schwor den Lübeckern ewige Rache. Leider schlug sein Komplott im Jahre 1543 fehl. Die Wächter verbannten ihn daraufhin in die Unterwelt, von wo aus er von nun an Pläne schmiedete und Kraft für seinen Plan sammelte, die Herrschaft über Lübeck zu erlangen.
Zanrelot ist mein Onkel. Nach dem mysteriösen Tod meiner Tante, Jonathans Mutter, bei der ich lebte, nahm er Jonathan und mich bei sich auf und bildete uns aus. Aber Jonathan fand heraus, dass Zanrelot etwas mit dem Tod seiner Mutter zu tun hatte. Daraufhin entsagte er dem Bösen und verließ die Unterwelt und somit seinen Vater.
Von nun an war ich der einzige „Sohn“ an des Meisters Seite. Dieser stattete mich mit magischen Fähigkeiten aus und machte mich zu seinem Helfer.
Die Pläne des Meisters waren stets gut durchdacht. Nur leider kamen uns diese verflixten Kinder sehr oft in die Quere, sodass die Pläne meistens scheiterten. Natürlich machte der Meister mich stets dafür verantwortlich.
Nachdem die Wächter es geschafft hatten, die Pläne des Meisters so zu durchkreuzen, dass er vernichtet schien, gelang es mir zwei Mal, ihn ins Leben zurückzuholen.
Nach der zweiten Wiederbelebung behandelte der Meister mich endlich wie einen Sohn. Er wies mich in die Geheimnisse der schwarzen Magie ein und lehrte mich, sie anzuwenden. Alles lief hervorragend, bis Jonathan plötzlich wieder auftauchte. Die Wächter hatten ihn aus einem Haar des Meisters wiedererschaffen. Jonathan besann sich seiner Wurzeln und nahm seinen Platz an des Meisters Seite ein.
Und was war mit mir? Der Meister brauchte mich nicht mehr als Sohn. Ich sollte wieder der Diener sein, der ich einst war. Aber diese Zeit war für mich vorbei. Ich wollte nicht mehr dienen - ich hatte es verdient, sein Sohn zu sein, nach allem, was ich für ihn getan hatte...
Also stellte ich mich Jonathan entgegen. Ich wollte ihn vernichten, doch der Meister warf sich vor ihn und der Strahl meines Zauberstabs traf ihn. Was hatte ich getan!?! Ich hatte den Meister verletzt - den einzigen, der jemals für mich da gewesen war. Aber ich bedeutete ihm nichts, für mich hätte er sich niemals in Gefahr gebracht. Er liebte Jonathan - ich war nur der Lakai, nichts weiter.
Ich spürte nur noch Hass in mir. Ich verfluchte beide und wollte gerade schießen, als Jonathan mir zuvor kam und mich in meinen Zauberstab verbannte.
Natürlich versuchte ich auch aus dieser Lage noch, dem Meister zu helfen. Ich hätte ihn nie im Stich lassen können. Aber ich konnte nichts tun. Der Meister und Jonathan wurden bei dem Versuch, das Tor zur Welt zu durchschreiten, von den Wächtern vernichtet. Seither stecken sie in der Glaskugel fest und niemand kann ihnen mehr helfen.